Samstag, 12. Juni 2010

Kapitel 01 - "Edward Cullen ist mein Bruder - und morgen kommt der Osterhase"

Als ich an diesem Morgen erwachte war ich Schweißgebadet.
Ein Albtraum. Und das auch noch ganz ohne Monster.
Wie auch?
In meinem Leben gab es keine Monster.
Was Andere in die Kategorie „Monster“ einsortierten, war für mich etwas ganz Alltägliches.
Ganz oben auf der allgemeinen Monster-Liste gewöhnlicher, ganz normaler Menschen lagen da wahrscheinlich Wölfe mit einer Schulterhöhe von mehr als Hundertfünfzig Zentimetern.
Nichts besonderes.
Für mich zumindest.
Ich war noch etwas wacklig auf den Beinen als ich in die Dusche stieg.
Es tat gut, das warme Wasser zu spüren, das an meiner weißen Haut herunterlief.
Ich dachte wieder an den Traum der letzten Nacht.
Wie bei meinen meisten Träumen erinnerte ich mich nur noch bruchstückhaft daran.
Ich erinnerte mich an viele Gesichter. Lauter Leute die mich anstarrten. Viele zeigten mit den Fingern auf mich. Einige sahen mich misstrauisch an, die anderen Lachten mich aus.
Einfach furchtbar.
Als meine Familie mir vor einiger Zeit mitteilte, dass ich bald auf die Schule gehen müsse, hatte ich das gar nicht so schlimm gefunden. Es war ja noch Zeit bis dahin.
Klarer Fall von Verdrängung.
Aber jetzt stand ich kurz davor und in wenigen Stunden würde ich meinen nächtlichen Träumereien in Realität gegenüber stehen.
Bisher hatte ich nicht wirklich viel mit Menschen zu tun gehabt.
Ich konnte ja als ich noch jünger war in keinen Kindergarten und in keine Schule.
Es wäre ganz einfach aufgefallen. Aber jetzt war ich alt genug.
Naja alt genug im geistlichen Sinne.
In Menschenjahren war ich kaum sieben Jahre alt.
Ich sah aber aus wie Siebzehn.
Und ich werde wohl nie älter aussehen als Siebzehn. Diese Vermutung hat zumindest meine Famile.
Ob sie sich bewahrheiten wird?
Wir werden sehen.
Immernoch ein bisschen benebelt lief ich die große Treppe hinunter in die Küche.
Emmett hatte sich wie immer vor den Fernseher gepflanzt. Er würdigte mich keines Blickes.
Naja der Fernseher war natürlich interessanter.
Ich riss den Kühlschrank auf.
Butter, Kuchen, Steaks, Eier, Cola, irgendwas anderes das noch entfernt Ähnlichkeit mit einem Schwein hatte (oder einem Stück davon).
Herrgott was hatten wir auch für einen vollen Kühlschrank und das wo hier gerade mal zwei Personen lebten, die auch wirklich was davon aßen.
Endlich fand ich meine Flasche.
War natürlich klar, dass er sie wieder ins hinterletzte Eck gepfeffert hatte.
Entnervt verdrehte ich die Augen, öffnete den Verschluß und nahm einen großen Schluck.
Herrlich.
Null Negativ, das Beste was meine Geschmacksknospen je zu schmecken bekommen würden.
„Du solltest dir deine Flasche besser aufteilen“
Überrascht drehte ich mich um. Rosalie lehnte an der Küchenzeile, direkt neben dem Geschirrspüler.
„Musst du immer aus dem Nichts da stehen, Rose?“
Sie lächelte mich an, als sie mit einem Mal neben mir stand und den Kühlschrank schloß.
„Das meine ich ernst, Nessie.
Du weisst genau, dass du nur eine Flasche pro Woche hast.“
Immernoch genervt begann ich nun meine Flasche wieder zuzudrehen.
„Ja, leider. Und dann ist sie auch noch so schwer aufzufinden zwischen all dem Gerümpel dadrin“
Sie kicherte.
„Das darfst du Fiedo nicht übel nehmen. Er mag es nicht wenn du Blut trinkst. Er sieht dich lieber mit ihm einen Teller Pasta verdrücken – oder zehn.“
„Fiedo“, ahmte ich sie nach. „Kannst du diesen bescheuerten Kosenamen nicht mal weglassen?“
Sie schien es für besser zu halten, darauf nicht zu antworten und sah mich einfach weiter an.
„Wie du meinst, Rose.
Wo ist er eigentlich?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Okay“, antwortete ich, stellte die Flasche wieder in den Kühlschrank und trottete ins Wohnzimmer, wo sich inzwischen Esme zu Emmett gesellt hatte.
Sie schien allerdings nicht so angetan vom Programm zu sein wie Emmett und erhob sich sogleich als sie mich sah.
„Guten Morgen, Renesmee“, ertönte ihr feines immerzu freundliches Stimmchen. „Ich hoffe du bist ausgeschlafen. Heute ist ja dein großer Tag“
„Ja.. sehr groß“
„Ach komm schon“, versuchte sie mich aufzuheitern und zupfte derweil an meinem Shirt herum, weil es ihrer Ansicht nach wohl nicht richtig saß. „Du wirst schon sehen, es wird schön werden und du lernst neue Leute kennen, das ist doch was“
Diesmal war ich diejenige die schwieg.
Knapp eine halbe Stunde später stand ich fertig ausgerüstet unten in der Eingangshalle unserer Villa. Esme, Rose, Emmett (ja er hatte sich von seinem Plasma-Fernseher losreissen können), Alice, Jasper und meine Mutter waren auch da.
Carlisle war bei der Arbeit, mein Dad schon in der Schule und beim dritten Vermissten wusste keiner wo er war.
„Du packst das schon“, sagte Alice mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
Ich wusste, dass das keine so sichere Antwort war, wie die die sie sonst geben konnte. Alle anderen Antworten waren meistens zutreffend, aber alles was Jacob oder mich betraf, lag für sie im Ungewissen und so war ihre Antwort genau gleich wie die der Anderen.
Eine Vermutung und nur dazu da mir Mut zu machen und mir meine Angst zu nehmen.
Offensichtlich stand die mir nämlich ins Gesicht geschrieben.
„Ach mein Schatz. Als ich damals in Forks meinen ersten Schultag hatte, hab ich mich auch nicht wohlgefühlt“, sprach meine Mutter mit ihrer Glockenstimme. „Aber letzten Endes hab ich an diesem Tag deinen Vater kennengelernt, daher ist es einer der wichtigsten Tage meines Lebens, abgesehen von deiner Geburt“
Zaghaft versuchte ich zurückzulächeln und irgendwie schien es sogar zu klappen.
„Danke Mum. Ich werd mein Bestes geben“
Symbolisch drückte ich mir selbst die Daumen, dann trat ich nach draußen.
Wie Alice zuvor für Carlisle und meinen Vater prophezeit hatte, schien die Sonne nicht.
Zwar versuchte sie offensichtlich herauszukommen, doch wurde sie von dem Wolkenvorhang am Himmel stets daran gehindert.
Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging ich zu meinem Auto.
Es war noch weißer als meine Haut oder der Schnee der noch an einigen Stellen auf dem Boden lag. Wir hatten Ende Januar und die eisige Kälte musste langsam dem Frühling weichen.
Die Schule zu finden war überhaupt kein Problem für mich gewesen.
Im Gegenteil: ich wünschte meine Orientierung hätte wenigstens dieses eine Mal wirklich so kläglich versagt, dass ich bei meiner Familie nicht mal hätte Lügen müssen, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ich das Gebäude nicht gefunden hatte.
Selbst als ich schon das Schild sah und um die Ecke auf den Parkplatz bog, hoffte ich inständig die Schule wäre nicht mehr da. In die Luft geflogen. Weggezaubert? Versehentlich abgerissen worden, anstelle des eigentlichen baufälligen Gebäudes am anderen Ende der Bahngleise?
Nein. Das Gebäude stand da. Felsenfest. Leider.
Mit einem bitteren seufzen nahm ich meine Tasche vom Beifahrersitz, öffnete die Tür und schritt langsam zum Eingang.
Kurz ließ ich meinen Blick über das Gelände schleifen. Eigentlich sah es gar nicht so schlimm aus. Wer weiß, wären die Albträume nicht gewesen, vielleicht hätte ich mich gefreut hier zu sein, an einer Schule die an sich nichts schlechtes auzustrahlen schien.
Mit einem sanften Druck auf den Knopf an meinem Autoschlüssel, schloss ich die Zentralverriegelung meines Wagens, dann trat ich in die Hölle ein.
Ich spürte wie mein Herz, das ohnehin schon schneller pochte als ein menschliches Herz es tat, immer schneller schlug, als ich der Sekräterin, die mich im Sektetariat begrüßt hatte, zum Klassenraum folgte.
Soweit ich sie verstanden hatte, hatte die Klasse gerade Unterricht bei einem gewissen Herrn Austin. Ironischerweise, hatten sie gerade Biologie, was mir nun irgendwie doch ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte, wenn auch nur ein ganz leichtes – das sich sofort wieder verflüchtigte, als ich schließlich vor der Klasse stand.
Fünfzehn hatte ich gezählt. Fünfzehn junge Augenpaare, die in diesem Moment auf mich gerichtet waren. Bisher war es höchstens beim Shoppen mit Alice, Rose, Esme oder meiner Mutter möglich gewesen, dass mich jemand wirklich mal anschauen konnte. Sonst hatte ich die meiste Zeit im Verborgenen gelebt. Gut, unsere Familie war groß, dennoch nichts im Vergleich zur Öffentlichkeit. Zumindest nichts im Vergleich zu dieser Öffentlichkeit. Dieser Art von Öffentlichkeit in der ich im Mittelpunkt stand. Ich, die Neue.
Der Lehrer riss mich letzten Endes aus meinen Gedanken.
„Fräulein Cullen, wollen Sie sich nicht der Klasse vorstellen?“
Nein, ich möchte bitte wieder gehen wenns recht ist.
„Natürlich“
Mit einem Mal hatte sich der Blick der fünfzehn Gesichter vor mir verändert. Mir schien es als würde meine Stimme sie irgendwie beeinflussen. Hielten sie sie für so schön, dass sie einfach weiter so dreinschaun mussten? Oder fanden sie sie passe nicht zu meinem Äußeren?
Wohl kaum. Ich war nie wirklich „eingebildet“ gewesen, aber ich war mir durchaus bewusst, dass ich in den Augen der Menschen schön war und anziehend wirkte.
Zumindest wusste das der Vampir in mir. Der menschliche Teil in mir hingegen, war schüchtern und machte das Selbstvertrauen meines vampirischen Teils zunichte.
„Ich bin Renesmee Carlie Cullen. Ich bin 17 Jahre alt.
Meine Familie wohnt schon länger hier, vielleicht kennt sie ja der ein oder andere.
Wir leben so ziemlich am Dorfrand. Ich bin aber erst seit kurzem zu ihnen gezogen, vorher lebte ich in Forks.“
Ich hatte schon innerlich erleichtert aufgeatmet, da ich nun annahm, dass Schwerste sei vorüber. Lügen zählte nicht gerade zu meinen Stärken und ich tat es nur äußerst ungern, weswegen ich keine Übung darin hatte und beten musste, mich nicht ungeschickt darin anzustellen.
Doch da schnellte eine Hand in die Höhe. Ein junges blondes Mädchen aus einer der hinteren Reihen meldete sich zu Wort.
„Also bist du mit Edward Cullen verwandt?“
Auf ihre Frage war ich zwar vorbereitet gewesen, schließlich würde niemandem die ähnliche Haarfarbe in Verbindung mit der bleichen Haut und dem Nachnamen entgehen, dennoch war dies eine der Lügen, die ich am meisten fürchtete.
„Er ist.. mein Bruder.. ja“
Und dennoch kam sie mir über die Lippen. Es ging ja nicht anders.
Das Mädchen nickte nur kurz und setzte sich dann wieder.
„Hat noch jemand fragen?“, rief Herr Austin durch den Saal.
Die Frage war eigentlich nichtig. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass ihnen dutzende auf der Zunge lagen und dennoch wusste ich, dass niemand sie stellen würde.
Herr Austin deutete mir mit einer Handbewegung, dass ich mich setzen konnte.
Zu meinem Bedauern, war nur noch ein Platz neben dem blonden Mädchen frei.
Widerwillig setzte ich mich neben sie, nickte ihr kurz zu und machte mich dann daran, dem Lehrer vorn an der Tafel zu folgen.
Wieder einmal wünschte ich mir die Gabe meines Vaters geerbt zu haben.
Zu gern hätte ich gewusst, was die Leute hier im Raum dachten. Vor allem die Gedanken meiner Nebensitzerin schienen interessant zu sein. Sie folgte allem, nur nicht dem Unterricht und besonders mir. Ich gab mir alle Mühe mich so normal wie möglich zu verhalten, damit sie vielleicht irgendwann das Interesse an mir verlor, aber dies war nicht der Fall.
Als es dann endlich Läutete schnappte ich schnell meine sieben Sachen und schritt in einem menschlichen zügigen Tempo zur Tür hinaus.
Leider so menschlich, dass Madame es mühelos schaffte mich einzuholen.
„Hey Ren“, ertönte ihre Stimme neben mir, während sie versuchte mit mir Schritt zu halten.
„Wenn du willst, kann ich dir die Schule zeigen. Den Hof, die Sporthallen, das Schwimmbad, die Cafeteria.. na wie wärs?“
Abrupt blieb ich stehen und sie tat es mir gleich. Sie schien etwas aus der Puste zu sein, wie sie da so vor mir stand. Einen Moment verharrte ich so.
„Meinetwegen, wenn es dir keine Umstände macht.. ähm..“
Sofort breitete sich auf ihrem Gesicht ein seeliges Lächeln aus. „Mein Name ist Hannah“
Strahlend hielt sie mir ihre Hand entgegen. Ich wusste das es nicht gerade gut war, sie zu berühren, aber ihre Hand nicht zu nehmen, schien mir die falsche Reaktion zu sein und in einen sauren Apfel musste ich nunmal beißen.
Wir schüttelten uns nur kurz die Hände, dann ließ sie wieder los. „Meine Güte, bist du warm“, bemerkte sie kurz. Ich lächelte sie nur etwas beschämt an.
Zum Glück erwartete Hannah keine Erklärung, denn sie lief sofort weiter und wies mich an ihr zu folgen.

Und in der Tat, das Mädchen zeigte mir wirklich alles.
Da die Zeit dafür in einer Pause nicht genügte, führte sie mich nach der letzten Stunde zur Schwimmhalle.
Ich konnte nur von Außen hineinsehen, aber das genügte mir schon, damit mein Magen sich wieder krampfhaft zusammen zog. Bereits jetzt grübelte ich mir diverse Entschuldigungen und Ausreden aus. Viel es vielleicht auf, wenn ich jedes Mal, wenn wir Schwimmen hatten, zufällig meine Tage bekam?
„Schön, nicht wahr? Das Wasser ist wirklich großartig und du solltest mal die Wildwasserrutsche probieren“
Ich nickte. „Ja, atemberaubend“
„Ach weisst du, das Beste am Schwimmunterricht ist doch ohnehin die Tatsache, dass man kaum was dabei an hat“
Ich brauchte einen Moment um zu schalten. „Was?“
„Na komm schon“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln.
„Heisst das wir haben keinen getrennten Unterricht? Ich meine.. zusammen mit Jungs?“
Ihr Grinsen wurde noch breiter. Mein Magen schien indes auf einen kleinen Punkt zusammenzuschrumpfen. Hatte ich überhaupt noch einen?
„Ach du wirst sehen“, sagte Hannah. „Es wird dir gefallen“
Dann warf sie einen kurzen Blick auf die zarte silbrige Uhr an ihrem Handgelenk.
„Oh.. schon so spät. Tut mir Leid, Ren. Ich muss los. Wir sehen uns morgen“
Anschließend umarmte sie mich und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Backe, ehe sie davon huschte. Und ich stand einfach nur perplex da. Soviel Offenheit war ich nicht gewohnt und irgendwie war ich hin und hergerissen. Ich wusste nicht ob ich Hannah nun gut leiden konnte oder nicht, ich wusste nichtmal ob ich sie nun bewundern sollte, für ihr Selbstvertrauen und ihre Offenheit, oder aber ob es für mich nicht besser war mir Freunde zu suchen, die mir ähnlicher waren.
Unzählige Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich zu meinem Auto lief, den Blick immerzu auf den Asphalt gerichtet.
Erst ein wohlriechender Duft der mir in die Nase strömte ließ mich aufsehen.
Verwundert starrte ich zu meinem weißen Alfa Romeo 8C Spider.
Jacob lehnte mit verschränkten Armen an der Beifahrertür. Neben dem strahlendweißen Lack sah seine rotbraune Haut noch viel dunkler aus.
Auch er sah mehr oder weniger auf den Boden, doch als er mich kommen hörte, hob er leicht den Kopf und seine tiefschwarzen Augen trafen die meinen. Er hatte wie immer ein sanftes Lächeln für mich parat.
Eigentlich konnte ich ihm gar nicht böse sein, aber als ich dann vor ihm stand und zu ihm aufsah konnte ich mich einfach nicht zurückhalten.
„Jake wo warst du denn heute morgen?“, fragte ich mit einem leicht bissigen Unterton.
Er antwortete nicht sofort, offensichtlich hatte er vorhin nicht genug Zeit gehabt sich Antworten und Ausreden zurechtzulegen.
„Ich.. hatte noch zu tun“, kam es schließlch aus ihm raus.
Ich antwortete mit einem lauten seufzen, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zur Fahrerseite, wo ich beim Türeöffnen fast den Knopf aus der anderen Seite des Schlüssels wieder rausquetschte.
„Ach Nessie“, beschwichtigte er mich. „Jetzt sei doch nicht schon wieder sauer“
Ich stieg ein und versuchte verbissen mich während der Heimfahrt nicht auf Jake zu konzentrieren, der im Handschuhfach wühlte.
„Kannst du bitte aufhören in meinen Sachen herumzuwühlen, Jacob?“
Jetzt grinste er mich wieder doof an. „Wenn du aufhörst auf mich sauer zu sein“
Ich verdrehte die Augen. „Ich bin sieben und du bist dreiundzwanzig. Kannst du dich nicht wenigstens ab und zu mal so benehmen als wärst du älter als ich?“
„Ach Nessie.“ Er seufzte und schloss das Handschuhfach. „Wir werden noch lang genug erwachsen sein. Du musst damit nicht so früh anfangen“
Ich antwortete nichts mehr. Bei Jake handelte es sich in dem Punkt um einen hoffnungslosen Fall. Einerseits war ich ja ganz froh darüber, dass er es immer wieder schaffte mich zum Lachen zu bringen ganz gleich was vorher geschehen war, auf der anderen Seite regte er mich manchmal mit seiner Art auf.
Aber im Grunde musste ich mir selbst eingestehen, dass es diesmal nicht an seiner Art lag.
Ich hatte diesen Tag einfach gefürchtet und gehofft er wäre mir zur Seite gestanden und hätte mich wenigstens zur Schule gebracht und mir gut zugeredet. Stattdessen war er gar nicht aufgetaucht und er hatte nichtmal eine Erklärung dafür.
Nach einer Weile bogen wir in unsere Auffahrt ein und ich parkte den Wagen in unserer großen Tiefgarage. Alle unsere Autos parkten hier und sie hatte einen direkten Zugang ins Haus, der auch durch den Keller führte.
Als ich dann über die Treppe wieder in der Eingangshalle landete begrüßte mich meine Mutter schon. Jacob kam hinter mir her getrottet und lehnte sich nun mit verschränkten Armen gegen die geschlossene Tür.
„Renesmee Schatz und wie wars?“, ihre Stimme war herzlich und wohlklingend wie eh und je und sie umarmte mich sanft. Ich brauchte einen Moment ehe ich antworten konnte.
„Nicht ganz so schlimm“
Sie warf einen Blick über meine Schulter zu Jake, der nur mit den Schultern zuckte.
„Was ist passiert?“
„Nichts Besonderes, Mum. Sie haben nur ein paar Fragen gestellt und ein Mädchen hat mir das Schulgelände gezeigt“
Ihre Augen wurden größer. „Fragen?“
Ich lies die Schultern hängen. „Ob ich mit Edward Cullen verwandt bin“
Einen kurzen Moment schien sie nicht antworten zu können, dann fand sie ihre Stimme wieder.
„Was.. was hast du denn geantwortet?“
„Was wir ausgemacht hatten“, antwortete ich, schleppte mich ins Wohnzimmer und lies mich dort auf das weiße Sofa fallen. „Das er mein Bruder ist“
Traurig setzte meine Mutter sich neben mich. „Ach mein Schatz, ich versteh dich, es ist für uns alle nicht leicht unsere wahre Identität geheim zu halten und den Leuten Lügen zu erzählen“
Ich strich mir müde durchs Haar. „Das weiß ich doch, trotzdem war es blöd“
Im Augenwinkel sah ich wie Jacob nun ebenfalls ins Wohnzimmer kam, hinter mir die Arme über der Rückwand des Sofas verschränkte und seinen Kopf darauf bettete.
„Irgendwann werden sich die Fragen erledigt haben, Nessie“
„Das hoffe ich doch. Ich will mein Lüg-O-Meter nicht überstrapazieren“
Er musste lachen. „Ja.. der direkte Weg ist finde ich auch der bessere“
Jetzt funkelte meine Mutter ihn finster von der Seite an. „Oh ja wenn es ums Direkte geht bist du der Meister der Kunst, Jacob Black.“
Er schnalzte nur einmal kurz mit der Zunge und gab sich lässig. „Na und? Du wusstest wenigstens wo du bei mir standest“
Darauf wusste meine Mutter scheinbar nichts mehr zu antworten. Sie strich mir einmal übers Haar, gab mir einen Kuss auf die Stirn und schwebte dann elegant in die Küche.
Ich ließ mich weiter aufs Sofa sinken bis ich nur noch lag. Jetzt konnte ich Jake ins Gesicht sehen der immernoch am Sofa lehnte. Er lächelte mich einfach nur an.
Ich lächelte kurz zurück, dann drehte ich mich zur Seite und schloss die Augen....

- Ende Kapitel 01

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